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Bartloser Hoffnungsträger – Bartgeier-Küken Leopold aus Hannover nimmt an Auswilderungsprojekt teil

Der hellgraue Flaumfederball hat drei harte Tage hinter sich. Mühsam pickte er mit dem winzigen Schnabel ein Loch in die harte Eierschale, drückte und schob, machte sich breit, hob den Kopf, bis die Schale endlich nachgab und auseinander brach. Ein anstrengender Start ins Leben – doch das richtige Abenteuer steht dem winzigen Bartgeier jedoch noch bevor: Geier-Küken „Leopold“ aus dem Erlebnis-Zoo Hannover nimmt an einem internationalen Auswilderungsprojekt teil und wird vielleicht schon in wenigen Jahren frei in den Alpen fliegen.

Früher war der Bartgeier in fast allen Gebirgen Südeuropas und in den Alpen verbreitet. Im 19. Jahrhundert wurden die Geier in den Alpen vollständig ausgerottet – Gerüchte und Legenden sagten ihnen nach, sie seien Kindsmörder und Lämmerdiebe. Die „Bestie“ Bartgeier wurde abgeschossen, in Fallen gefangen und getötet, vergiftet.

Ende der 70er Jahre wurde ein europäisches Artenschutz-Projekt ins Leben gerufen – koordiniert von der österreichischen Bartgeier-Zuchtstation Haringsee zusammen mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien –, um die seltenen Geier in den Alpen wieder anzusiedeln. Die Daten aller in Europa lebenden Geier wurden erfasst und geeignete Zuchtpaare zusammen gebracht. Fast zehn Jahre dauerte es, eine Zucht mit den zoolebenden Tieren aufzubauen. Mittlerweile sind über 40 Tiergärten aus aller Welt an dem Wiederansiedlungsprojekt beteiligt.

Auch die Bartgeier Hansel und Gretel im Erlebnis-Zoo Hannover sind „Projektmitarbeiter“. Jedes Jahr legen die beiden zwei Eier. Ein Küken ziehen sie selbst groß, das zweite Ei wird dem Geierpaar entwendet und zur Sicherheit in der Brutmaschine ausgebrütet. Wenige Tage nach dem Schlupf wird das künstlich ausgebrütete Küken von Mitarbeitern der Aufzuchtstation Haringsee abgeholt und einem kinderlosen Geierpaar in Österreich zur Aufzucht für die Auswilderung gegeben. Fünf Küken aus Hannover fliegen heute bereits in den Alpen, eines in dem neuen Wiederansiedlungsgebiet Sierra de Cazorla in Andalusien.

Über 280 Jungvögel konnten im Rahmen des internationalen Projektes aufgezogen werden, von denen bis heute 156 in den Alpen und 9 in Andalusien freigesetzt wurden. In den Alpen gibt es heute bereits wieder 15 Brutpaare.

Bartgeier-Küken Leopold aus Hannover, das am 14. März in der Brutmaschine geschlüpft ist, wird in den nächsten Tagen von den Mitarbeitern der Aufzuchtstation Haringsee zu seiner spannenden Mission abgeholt. Wenn aus dem heute 142 Gramm schweren, noch bartlosen Flaum ein stolzer Bartgeier mit einer Spannweite von bis zu 285 cm geworden ist, wird er wieder ausgewildert und in Europas Alpen entlassen, um dort für die Erhaltung seiner Art zu fliegen.

Steckbrief Bartgeier

  • Nahrung: spezialisiert auf Knochen
  • Gewicht: 5-7 kg
  • Flügelspannweite: 270-285 cm
  • Geschlechtsreife: 5-8 Jahre
  • Höchstalter: 45 Jahre

Der Bartgeier verdankt seinen Namen den dunklen, borstenartigen Federn am Schnabel, der wie ein Spitzbart aussieht. Die Geier sind eigentlich weiß im Kopf- und Brustbereich mit silbergrauen Flügel- und Schwanzfedern. Da die Vögel oft in eisenoxidhaltigem Sand baden, sind die Federn an Kopf, Brust und Bauch rötlich gefärbt.

(c)Text: Erlebniszoo Hannover

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