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(c) Flic Flac

Anarchie unterm Zirkuszelt

Es ist wieder soweit. Flic Flac gastiert mit seinem neuesten Programm Punxxx auf dem Düsseldorfer Rheinwiesen und feiert mit diesem Programm zugleich das 30 jährige Zirkusjubiläum.

Mit Punxxx gelingt es Flic Flac dabei erneut ein erstklassiges und mitreißendes Programm auf die Bühne zu stellen und bereits vor dem eigentlichen Programmstart auf das Thema einzustimmen. Wenn man das Zirkuszelt betritt und mit den Sex Pistols sozusagen die Urväter des Punks aus den Boxen ertönen, weiß man, dass man sich bei der Programmplanung nicht nur um die eigentliche Show Gedanken gemacht hat, sondern eben auch um den Rahmen der Show.

Mad Flying Bikes in Action (c) Flic Flac

So eingestimmt legt Punxxx im eigentlichen Programm dann direkt mit einem Highlight los. Zu von Romain Vicente live gespielten Schlagzeugklängen gibt sich das komplette Ensemble ein erstes Stelldichein in der Manege um gemeinsam den Fokus auf die Mad Flying Bikes zu lenken, die mit ihren Motocrossmaschinen quer durch das Zirkuszelt fliegen und dabei waghalsige Tricks zeigen. Genau dies sind die Momente, bei denen man merkt, dass man bei Flic Flac ist, ein Zirkus bei dem es traditionell etwas weniger traditionell zugeht.

Zdenek Polách (c) Flic Flac

Was folgt ist eine gelungene Jonglagedarbietung von Zdenek Polách und der erste Auftritt von David Eriksson, der mit seiner Guerilla Comedy an dieser und vielen anderen Stellen des Programms für große Lacher beim Publikum sorgt.

3G zeigt eine ihrer beeindruckenden Figure (c) Flic Flac

Anschließend sorgt 3G mit ihrer Equlibristik für offene Münder im Zirkusrund. Oft sind Equlibristik Acts zwar schön anzusehen, doch eher langsam vorgetragen. Hier gibt es nun eine Nummer die zwar auch schon anzusehen ist, aber alles andere als langsam ist. Es ist wirklich erstaunlich in welchem Tempo die drei Ukrainerinnen ihre unglaublichen Figuren vollziehen.

Mit Alex Michael hat danach ein echter Teufelskerl seinen großen Auftritt. Der Trapezkünstler schwingt und springt ungesichert und ohne Netz und doppelten Boden zwischen zwei Trapezen unter dem Zirkusdach hin- und her und läuft kopfüber einen Schlaufenweg entlang. Vielen Gästen stockt hier nicht nur Atem, manchen konnten vor lauter Anspannung kann nicht mehr hinsehen.

Pole Dance im Regen (c) Flic Flac

Gut, dass es nach so viel Nervenkitzel mit Romy Michaels Antipodennummer wieder etwas entspannteres zu sehen gibt und auch die anschließende Pole Dance Show von Olha Peresada das Nervenkostüm nicht zu sehr strapaziert, sondern vielmehr zeigt, dass man Pole Dance auch einmal in einer völlig anderen Form und mit einer nassen Überraschung zeigen kann.

Apropos nass. Nicht nur die Pole Dance Nummer bekommt durch Wasser eine ganz neue Note verpasst, auch die Strapatenartistik vom Duo Turkeiev profitiert vom Einsatz des nassen Elements. Und aufgepasst, diese Nummer bietet nicht nur tolle Artistik, sondern auch eine wundervolle Symbiose von Wasser und Feuer.

Romain Vicente bei der Arbeit (c) Flic Flac

Auch der zweite Akt bietet beste Unterhaltung. Erneut eröffnet Romain Vicente am Schlagzeug das Programm, bevor mit dem Globe of Speed eine feste Institution in die Manage geschoben wird. Bis zu acht Motorräder drehen in der engen Kugel ihre Runden und lassen es im Zirkuszelt ordentlich nach Benzin riechen.

Fantastische Artistik (c) Flic Flac

Man könnte nun die Sorge haben, dass auf so ein frühes Highlight in der zweiten Hälfte der Rest des Programms nicht mithalten kann. Doch weit gefehlt. Mit Sandeep Kale und seiner Mallakhamb Nummer lässt der nächste Highlight nicht lange auf sich warten. Seine Beweglichkeit ist beeindruckend und sicher eine Darbietung, die man so nur selten in den Manegen dieser Welt zu sehen bekommt.

Mit dem Duo Splash bekommt das Element Wasser auch in der zweiten Hälfte der Show seinen Platz. Die beiden Wassernixen vollführen dabei am Rande des Beckens und im Becken einige schöne Figuren, wenn es auch leider am Premierenabend etwas so wirkte als ob nicht alle Bewegungen perfekt aufeinander abgestimmt gewesen wären.

Comedy in seiner besten Form (c) Flic Flac

Nach dem Duo Splash gelingt Flic Flac dann ein ganz großer Spagat. Mit Coperlin und seiner brillanten Comedy verlässt man an dieser Stelle zwar den namensgebenden Rahmen der Show mit Punk-Thema, aber so geschickt, dass kein wirklicher Bruch entsteht. Und selbst wenn es zum Bruch gekommen wäre, die Coperling entschädigt mit seinen gelungenen Scherzen und ganz großer Bühnenpräsenz für selbigen. Ehrlich: Wer hier nicht lacht, der geht auch sonst zum Lachen in den Keller.

Beeindruckende Sprungqualitäten (c) Flic Flac

Die letzte große Nummer vor dem Finale sind dann die Holy Warriors. Klingt durch Reifen springen zunächst einmal nicht sehr spektakulär, beweist diese Truppe, dass genau das Gegenteil der Fall ist und man fragt sich bei so manchen Sprung, wie es die Artisten schaffen so präzise so hoch zu springen.

Nach gut zwei Stunden Programm heißt es dann Abschied nehmen von Flic Flac und seinem Programm Punxxx. Zurecht gab es am Premierenabend minutenlange Standing Ovations von den Zuschauern für die Artisten, denn wieder einmal ist es Flic Flac gelungen ein abwechslungsreiches, packendes Programm auf die Beine zu stellen, bei dem selbst erfahrene Zirkusgänger die ein oder andere Darbietung sehen, die sie so gezeigt sicher noch nicht gesehen habe. Punxxx, dass ist nicht nur der Name des Programms, sondern sicher auch ein wenig Teil der Zirkuskultur von Flic Flac und das ist auch gut so. Flic Flac ist anders. Flic Flac ist ein Zirkusrebell und das nun schon seit 30 Jahren und hoffentlich noch viele weitere Jahre.

Fakten:

Flic Flac gastiert mit seiner Show Punxxx noch bis zum 28.04.2019 auf den Rheinwiesen in Düsseldorf. Die genauen Spielzeiten findet man unter https://www.flicflac.de/tour2019/Düsseldorf/#tickets. Nach dem Gastspiel in Düsseldorf folgen die Stationen Oberhausen, Bocholt, Mönchengladbach, Krefeld und Osnabrück. Alle Spielorte mit Zeiten und der Möglichkeit Tickets zu erwerben gibt es unter https://www.flicflac.de/.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. mwj

    Bis auf Sandeep Kale und Coperlin war das Programm am letzten Freitag (07.02.2020) in Würzburg identisch. Den Schlagzeuger fand ich allerdings nicht so berauschend.

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