You are currently viewing Artenschutz zum Anfassen – Zoo und Zoostiftung eröffnen Sahara Conservation Visitor Center

Artenschutz zum Anfassen – Zoo und Zoostiftung eröffnen Sahara Conservation Visitor Center

Im gesamten Sahararaum leben nur noch 200 Addax. Innerhalb der letzten hundert Jahre wurden die weißen Wüstenantilopen nahezu ausgerottet. Aber noch ist es nicht zu spät: Der Erlebnis-Zoo Hannover züchtet die stark bedrohten Antilopen und koordiniert ihre Auswilderung in Nordafrika. Seit 1985 sind 100 Addax aus Europa und den USA über Hannover in die Wüste geschickt worden und leben dort mit ihren Nachkommen in geschützten Nationalparks.

Über das „Projekt Addax“ informiert jetzt das neue Sahara Conservation Visitor Center, das der Zoo und die Zoostiftung Region Hannover heute eröffneten. Hier wird auf anschauliche Weise auf die Bedrohung der Antilopen und die Auswilderungsaktionen des Zoos aufmerksam gemacht: In dem Artenschutz-Center mitten in der Wüste arbeitet ein Antilopen-Forscher, der die Tiere beobachtet, Notizen über ihr Verhalten und die soziale Struktur der Herde macht. Er scheint seine Station nur kurz verlassen zu haben und kommt wahrscheinlich jeden Moment zurück – das Feldbett ist ausgeklappt, sein Computer läuft noch, die Notizen liegen offen herum…

Das Büro des Wissenschaftlers ist vom Visitor Center aus, dem Informations- und Ausstellungsraum, einsehbar. Exponate wie die imposant gewundenen Hörner der Addax, Landkarten mit den wenigen verbliebenen Verbreitungsgebieten und ein Klappkasten, der zum Anfassen, Hingucken und Nachdenken animiert, machen die bedrohliche Situation der Addax im wahrsten Sinne greifbar. Nach dem Prinzip „Was-passiert-wenn?“ wird hinter den Klappen anschaulich demonstriert, welche immense Bedeutung die Addax für die Wüste und das Leben der Menschen in der Sahara haben: Ohne die Antilopen verödet die Wüste zusehends, Leben ist nicht mehr möglich!

Auf einem Flatscreen werden Filmausschnitte von den Auswilderungsaktionen der letzten Jahre gezeigt. Jüngster Zugang in der Wüste: Antilope Fiene aus Hannover. Sie reiste im Herbst 2007 gemeinsam mit 21 Antilopen aus Europa und den USA in den Nationalpark Djebil, Tunesien.

Das Sahara Conservation Visitor Center ist Teil der neuen Wüstenanlage für die Antilopen, die im März eröffnet wurde – einer verlassene Wüstenburg mit großem Festungsturm. Vorbild für die Wüstenburg ist Aït Benhaddou, die berühmte marokkanische Kasbah, Weltkulturerbe und Filmkulisse für Lawrence von Arabien. Vor dieser beeindruckenden Kulisse stolzieren jetzt majestätisch die weißen Addax.

„Wir wollen das Interesse für die seltenen, kostbaren Antilopen wecken“, erklärte Stiftungsvorstand Prof. Axel Priebs bei der Eröffnung des Centers. Zoodirektor Klaus-Michael Machens bekräftigte: Antilopen sind eher unscheinbar, bisher nahm von den Addax kaum jemand Notiz. Mit der Neugestaltung der Anlage und dem Sahara Conservation Vistitor Center lenken wir die Aufmerksamkeit der Besucher auf diese bedrohte Tierart. Wir sind der Zoostiftung sehr dankbar, dass sie uns bei unserer Arbeit unterstützt.“

Das neue Artenschutz-Zentrum macht neugierig auf, mehr über die Antilopen erfahren zu wollen. Immerhin ist der Forscher ja gerade für einen Augenblick nicht da – eine ideale Gelegenheit, schnell einen Blick in seine wissenschaftlichen Unterlagen zu werfen…

Zoostiftung Region Hannover

Ermöglicht wurde der Bau des Artenschutz-Centers durch die Zoostiftung Region Hannover. Zum Stiftungszweck zählen Natur- und Tierschutz, Arterhaltung und Bildung. Weitere Informationen unter www.zoo-stiftung.de.

Bildung lauert überall

Das Artenschutz-Center macht neugierig und ist damit ein weiterer Baustein im vielschichtigen Bildungskonzept des Zoos. Der Erlebnis-Zoo Hannover hat einen einzigartigen Weg gefunden, Menschen für Tiere zu begeistern und gleichzeitig – fast unbemerkt – Bildung zu vermitteln, die Spaß macht und in Erinnerung bleibt: Der Zoo erzählt Geschichten!

Bildung lauert schon auf dem Weg durch die Themenwelten. Auf den Gorillaberg führt der Evolutionspfad: Die Besucher sind eingeladen, die Entwicklungsgeschichte von Mensch und Menschenaffe zu entdecken. Auf dem Weg zur Sambesi-Bootsfahrt werden die Gäste mit Abenteuer-Geschichten des Afrikaentdeckers David Livingstone unterhalten. Im Dschungelpalast zeugt eine verlassene Baustelle von den Versuchen des Ur-Ur-Ur-Enkel des Maharadschas, den Palast wieder herzurichten. Bis plötzlich Leoparden auf der Baustelle auftauchten und der Urahn seinen Palast den bedrohten Tieren als sichere Zuflucht überließ.

Auf Tierschildern, Orientierungsschildern, Tagestipp-Tafeln, Lageplänen, Bannern und Exponaten an über 500 verschiedenen Stellen im Zoo wird über die Tiere informiert. Die Erlebnis-Beschilderung verzichtet dabei auf viele Worte und sucht das einprägsame Moment: Anstatt lediglich zu schreiben, dass die Zunge einer Giraffe bis zu 50 cm lang ist, wird die Länge mit einem Zollstock dargestellt. Dass ein Nasenbär bei der Geburt 150 Gramm wiegt, ist eine schnell vergessene Zahl. Aber dass ein neugeborenes Nasenbärchen so schwer ist wie eine Tomate, bleibt in Erinnerung.

In täglich bis zu acht Tiershows und 17 kommentierten Fütterungen verraten die Tierpfleger Geheimnisse über ihre Schützlinge und ihre Fähigkeiten – Biologieunterricht mit Spaß und zum Mitmachen.

Darüber hinaus führen geschulte Zoo-Scouts mit unterhaltsamen Tiergeschichten für jede Altersklasse durch den Zoo. Im vergangenen Jahr feierten die Scouts einen neuen Rekord: Bei 3.181 Führungen begeisterten sie 51.897 Besucher für Tiere! 731 Rendezvous beim Lieblingstier brachten Besucher auf unvergessliche Tuchfühlung mit den Tieren.

EEP-Artenschutz im Zoo

Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich seit vielen Jahren aktiv an Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEP). Bedrohte Tierarten werden im Zoo gezüchtet, um ihren Bestand langfristig zu sichern und die Tiere nach Möglichkeit später wieder in geeigneten Lebensräumen anzusiedeln.

Zoos in der ganzen Welt sorgen dafür, einen stabilen, gesunden Bestand bedrohter Tierarten zu erhalten. Damit das funktioniert, gibt es über jedes Tier genaue Daten. Über 170 vom Aussterben bedrohte Tierarten werden in den Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen – den EEO – verwaltet. Die Daten in den Zuchtbüchern geben Auskunft darüber, welche Tiere miteinander gezüchtet werden können, also nicht direkt mit einander verwandt sind. So wird dafür gesorgt, dass trotz der begrenzten Tieranzahl eine größtmögliche genetische Vielfalt in den Zoobeständen erhalten bleibt. Für jede Tierart gibt es einen EEP-Koordinator, der Zuchtempfehlungen gibt, Nachwuchs vermittelt und neue Gruppen zusammenstellt. Heute sind über 300 Zoos in fast allen Ländern Europas an den EEP beteiligt.

Im Erlebnis-Zoo Hannover werden die EEP-Zuchtbücher für die Addax, Drills und Pferdeantilopen geführt. An folgenden EEP nimmt der Erlebnis-Zoo außerdem teil:

  • Schopfgibbon
  • Westlicher Flachlandgorilla
  • Sumatra Orang Utan
  • Asiatischer Elefant
  • Persischer Leopard
  • Amur Tiger
  • Somali-Wildesel
  • Spitzmaulnashorn
  • Gepard, Kleiner Panda
  • Kaiserschnurrbart-Tamarin
  • Rothschildgiraffe
  • Vikunja
  • Andenkondor
  • Bartgeier
  • Brillenpinguin
  • Dorcas Gazelle

Darüber hinaus gibt es Tiere, die in den European Regional Studbooks (ESB) verzeichnet werden. Die ESB koordinieren die Zucht von Tieren, die keinem EEP angehören. In Hannover werden die Zuchtbücher für die Hulman-Languren und die Zwergrüssel-Dikdiks geführt. Folgende Arten sind des Weiteren in Hannover in ESB verzeichnet:

  • Zweifinger-Faultier
  • Katta
  • Kleiner Kudu
  • Flachland-Nyala
  • Gänsegeier
  • Känguru der Gattung Macrops ssp.
  • Haubenlangur
  • Kalifornischer Seelöwe
  • Blessbock

(c)Text: Erlebniszoo Hannover

Sag was dazu!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.